Kurzinterview mit Nicole:
"Ich habe gerade einige Rückmeldungen von Besitzern mit pubertären Junghunden. Inwiefern sollte man gerade zu diesem Zeitpunkt an der Beziehung arbeiten? Dann noch mehr trainieren oder eher nach dem Motto: „Bunte Knete im Kopf und keine Zeit für den Besitzer: Lassen wir das mit dem Training und warten, bis die Zeit vorbei ist?"
Nicole:
„Toi, toi, toi. Also Pubertät ist zwar zeitlich begrenzt aber 'bunte Knete im Kopf' heißt ja, dass der Hund aufgrund hormoneller Diskrepanzen gerade im Moment nicht damit beschäftigt ist, das schönste und das schnellste Sitz der Welt auszuführen oder den direkten Weg beim Rückruf zu wählen. Was ich ganz furchtbar finde ist, wenn ich eine Schleppleine an den Hund mache, aber dann nicht mit dem Hund die Schleppleinenarbeit aktiv trainere. Eine Schleppleine ist ja dafür gemacht worden, dass sie eigentlich vom Hund geschleppt wird und nicht, dass der Hund seinen Menschen hinter sich her schleppt. Bei den meisten Menschen ist Schleppleine eigentlich eine Form von `Ich halte meinen Hund bei mir, aber den Rest kann er ja frei machen.` Das heißt ja, dass man dem Hund die Freiräume gibt, die er will - aber nicht braucht. Aber das Wichtige ist doch eigentlich, ich gebe ihm einen begrenzten Freiraum und arbeite mit der Schleppleine, dass er sich weiterhin an mir orientiert, auch wenn bunte Knete in der Birne ist. Oder auch, wenn der Hund extern orientiert ist, z. B. durch seinen Jagdinstinkt. Ein aktives Schleppleinentraining ist das Allerwichtigste in dieser Zeit. Dann kann auch die Schleppleine irgendwann mal geschleppt werden, wofür sie wirklich auch da ist. Der Hund erfühlt, es ist noch was da, ich bin nicht frei, obwohl er eigentlich Freiraum nutzen kann ist. Aber er spürt durch die Leine, dass seine Beziehung zu meinem Menschen weiterhin auch auf den Spaziergängen besteht. Das bedeutet, dass aktives Schleppleinentraining auf jeden Fall durchgezogen werden muss, auch bei jungen und pubertären Hunden und nicht nur einfach hinterherlaufen und den Hund festhalten oder als Sicherung für den Menschen, dass der Hund nicht wegläuft. Dafür sind Schleppleinen eigentlich gar nicht erfunden worden. Die sind nur in den letzten 5 bis 10 Jahren als Hilfsmittel in der Masse verkauft worden, damit man seinen Hund sichert - aber das ist Gift für die Mensch-Hund-Beziehung. Wenn man weiß, wie es geht, ist aktives Schleppleinentraining eigentlich eine Geschichte von kurzer Zeit und kurzer Dauer. Dann ist das eine Sache von 8 bis 10 Tagen, dann ist das durch, dann läuft jeder Hund auch ohne Leine mit einem mit."
Comments